Staden in Brasilien und die Rezeption seines Werkes

    Blick auf Forte São Felipe von Bertioga
    Blick auf Forte São Felipe von Bertioga

    Stadens Wohnung auf der Insel Santo Amaro war ein einfaches Blockhaus aus Holz. Die militärische Bedeutung des Orts zeigt sich allerdings daran, dass im 18. Jahrhundert wohl am selben Ort oder in unmittelbarer Nähe eine Festung aus Stein mit dem Namen São Felipe errichtet wurde, von der einige Reste erhalten geblieben sind. Die Festung mit dem Namen Forte de São Felipe oder „de São Luiz“, auch bekannt als Forte de Pedra, befindet sich auf der so genannten Ponta da Armação. Der Name erinnert an eine Walfangstation, in der die Ausrüstung (armação) aufbewahrt wurde. Hier wurde auch eine heute ebenfalls als Ruine erhaltene Kapelle errichtet, die Capela de Santo Antônio de Guaíbe oder Guaibê. Die heutigen Ruinen der Festung stammen wohl aus der Zeit um 1765, repariert wurden sie 1798. Zusammen mit dem vollständig erhaltenen Fort von Bertioga auf der gegenüberliegenden Festlandsseite, sind sie ein wichtiges Zeugnis kolonialzeitlicher Militärarchitektur in Brasilien. Die Festung von Bertioga, ursprünglich benannt nach Sant’Iago, erhielt später den Namen Fortaleza de São João da Barra de Bertioga. Der Donatário (Befehlshaber der Capitania) Martim Afonso soll dort schon 1531 ein provisorisches Fort aus Holz errichtet haben.

    Staden erwähnt die zu seiner Zeit bestehende, wohl noch einfache Holzkonstruktion als von den Brüdern Braga erbaut und bewacht. Im Jahre 1557 wurde dort ein Bau aus Stein errichtet, sicher auch als Reaktion auf Stadens Gefangennahme und die Wichtigkeit des Ortes. Er sollte im Norden die Verteidigung des Seezugangs nach São Vicente und Santos sichern. Das Fort ist damit eines der ältesten in Brasilien erhaltenen. Im 18. Jahrhundert erhielt das Fort die heutige Benennung São João und wurde noch bis ins 19. Jahrhundert und sporadisch im 20. Jahrhundert als militärische Festung verwendet. Seit 1961 beherbergt es ein Museum (Museu João Ramalho), betrieben vom Instituto Histórico e Geográfico Guarujá/Bertioga. Bertioga ist überregional in Brasilien bekannt wegen seiner von São Paulo aus leicht erreichbaren Badestrände und der regelmäßig stattfindenden Festa Nacional do Índio, wo sich Indigene aus dem ganzen Land versammeln.

    Für die Indianerorte, in denen sich Staden während seiner Gefangenschaft aufhielt, fehlt jede sichere Lokalisierung, auch wenn einige frühere Werkausgaben dies versucht haben. Wir wissen nur ganz grob, dass sie sich an der nördlichen Küste von Bertioga bis fast zur Höhe von Rio de Janeiro befanden. Dennoch gibt es in Ubatuba, das wohl nur den Namen mit dem damaligen Ort von Stadens Gefangenschaft teilt, ein Stadendenkmal. Denn Indianerdörfer wurden wegen des Wechselfeldbaus nach wenigen Jahren an andere Orte verlegt. In der Nähe von Rio, wo wenig später eine kurzlebige französische Kolonie entstand, nahm ein französisches Schiff Staden im Tausch gegen Waren auf und brachte ihn nach Europa zurück.

    Blick von São Felipe nach Bertioga
    Blick von São Felipe nach Bertioga

    Die Erinnerung an Staden setzt in Brasilien erst spät ein, der Text liegt erst ab dem Ende des 19. Jahrhundert in brasilianischer Übersetzung vor. Historisch an der deutschen Einwanderung Interessierte, die ab dem 19. Jahrhundert vor allem für Südbrasilien prägend wurde, kennen das Instituto Martius-Staden, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts aus der Initiative eines Lehrervereins in São Paulo entstanden und bis heute dort angesiedelt ist (vgl. die Hompage http://www.martiusstaden.org.br/). Es sammelt Material zur deutschen Einwanderung und widmet sich den deutsch-brasilianischen Kulturbeziehungen. Das Institut hat auch mehrere Staden-Ausgaben unterstützt. Staden ist durch seine authentische Schilderung der brasilianischen Frühzeit in der Historia und Bearbeitungen wie Monteiro Lobatos Fassung als Jugendbuch (1927), Filme oder Comics Teil des brasilianischen Bilds über die eigene Frühzeit geworden.

    Wir danken unseren Partnern

    für tatkräftige finanzielle und organisatorische Unterstützung